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Krabat von Otfried Preußler. Jugendbuchempfehlung

Otfried Preußler:

Krabat

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Otfried Preußler: Krabat. München: dtv großdruck, 2005, 320 S.
  • Lesestufe: ab 6. Klasse

2. Inhaltsangabe

Das Buch Krabat ist in drei Teile gegliedert, in die drei Jahre nämlich, die der 14-jährige Krabat auf der Mühle verbringt, bis er sich dann aus dem Verhängnis, das er immer mehr durchschaut, retten kann. Die Geschichte spielt zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Das erste Jahr
Der mittellose Waisenjunge Krabat wird durch wiederkehrende Träume auf den Weg zur Mühle im Koselbruch geführt, wo ihn der einäugige Meister schon erwartet. Krabat wird als Lehrling eingestellt, er erlernt in der ersten Zeit das harte Handwerk des Müllers. Nach dreimonatiger Probezeit wird er dann am Karfreitag in die „Schwarze Schule“ aufgenommen. Dort lernt er, gemeinsam mit den elf anderen Müllersburschen, von nun an – in Raben verwandelt – Zaubersprüche, die der Meister ihnen vorliest. In der Osternacht holen sich die zwölf Müllersburschen das „Mal der geheimen Bruderschaft“ und nach diesem Ritual geht ihnen dann die täglich zu verrichtende Arbeit für ein Jahr durch Zauberei leicht von der Hand. In dieser Nacht hört Krabat einige Mädchen singen und ist von der Stimme der Vorsängerin, der Kantorka, wie verzaubert.
In den Neumondnächten taucht in der Mühle regelmäßig der geheimnisvolle, hinkende Herr Gevatter mit der feurigen Hahnenfeder auf dem Hut auf. Die Burschen müssen die gesamte Nacht sein Mahlgut für ihn mahlen. Am letzten Tag des Jahres kommt Tonda, ein Altgeselle, unter mysteriösen Umständen ums Leben. Er wird in einer trostlosen Gegend ohne Pastor und Kreuz begraben.

Das zweite Jahr
Nach einem Jahr, am Dreikönigstag, wird Krabat freigesprochen, er ist nun kein Lehrjunge mehr, sondern ein Geselle, denn in dieser Mühle zählt ein Jahr für drei, so ist Krabat auch drei Jahre älter geworden. Außerdem gibt es an diesem Tag einen neuen Lehrjungen, der das Dutzend der Burschen wieder voll macht.
Das zweite Jahr beginnt ereignisreich für Krabat: Er darf den Meister in dessen fliegender Kutsche nach Dresden an den Hof des Kurfürsten begleiten, weiterhin begegnet er, indem er seinen Körper verlässt, in dieser Osternacht der Kantorka.
Als die zwölf Burschen Zeugen werden, wie der Müller dem legendären Zauberer Pumphutt unterliegt, quält sie dieser aus Zorn über seine öffentliche Niederlage wochenlang mit nächtlicher Arbeit – bis der Herr Gevatter ihm Einhalt gebietet. Krabat freundet sich immer mehr mit dem als dumm geltenden Juro an, dessen Dummheit sich aber als schützende Maske erweist. Gegen Jahresende entstehen wieder diese unerklärliche Unruhe und Streitlust unter den Müllersburschen und in der Nacht vor dem Jahreswechsel kommt erneut einer rätselhaft zu Tode. Auch dieser, Michal, wird ganz unfeierlich begraben.

Das dritte Jahr
Im dritten Jahr beginnt Krabat, die Zusammenhänge mit Juros Hilfe zu durchschauen. Der Meister hat einen Pakt mit dem Herrn Gevatter – dem Teufel –: Er bekommt Macht und politischen Einfluss, sogar am Hof des Kurfürsten, und jedes Mal ein weiteres Lebensjahr, wenn einer der Gesellen an seiner Stelle stirbt. Krabat beginnt, seinen Widerstand zu planen, und erfährt von Juro, dass ein Mädchen ihn und alle retten kann, wenn es am Jahresende beim Meister um ihn bittet und eine Probe besteht. Krabat nimmt heimlich Kontakt zu der Kantorka auf. Der Meister spürt die Bedrohung, versucht zunächst, Krabat einzuschüchtern, und bietet ihm dann Vergünstigungen und sogar seinen Platz an. Krabat lehnt angewidert ab. So bestimmt der Meister ihn zum  Todeskandidaten diesen Jahres und lässt sein Grab schaufeln. Doch die Kantorka kommt tatsächlich am Jahresende und bittet um Krabat. Als Probe muss sie ihren Liebsten mit verbundenen Augen aus der Schar der zwölf Müllersburschen erkennen, was ihr gelingt. Alle sind somit befreit, allerdings nicht nur vom Meister, sondern auch von ihrer Zauberkraft. Der Müller wird in der Neujahrsnacht sterben und seine Mühle wird in Flammen aufgehen.

3. Kurzinformationen zum Autor

Otfried Preußler ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Kinder und Jugendbuchautoren. Er wurde 1923 in Reichenberg (Nordböhmen) geboren. 1942 wurde er direkt von der Schulbank weg eingezogen und geriet 1944 für fünf Jahre in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er wurde dann, genau wie seine Eltern, Volksschullehrer und schließlich Schulleiter in Rosenheim (Oberbayern). Seit 1970 widmet er sich nur noch seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Er ist verheiratet und hat drei Töchter.
Sein Erstlingswerk ist das bekannte Kinderbuch Der kleine Wassermann (1956). Krabat erschien 1971, nachdem Preußler zehn Jahre an dem Werk gearbeitet hatte. Die Handlung stammt aus dem sorbischen Sagenkreis um den Meister Krabat. Neben den vielen Kinder- und Jugendbüchern verfasst Otfried Preußler auch Hörspiele (zum Beispiel die Hörspielfassungen zu seinen berühmten Büchern Räuber Hotzenplotz und Die kleine Hexe, für die er mit goldenen Schallplatten ausgezeichnet wurde) und übersetzt (z. B. Kater Mikesch von Josef Lada).
Für seine Arbeit erhielt Preußler zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, so war er u. a. 1972 auf der Ehrenliste des Internationalen Hans-Christian-Andersen-Preises und erhielt in den Jahren 1963 und 1972 den Deutschen Jugendbuchpreis. Die Weltauflage seiner Bücher mit Übersetzungen in 55 Sprachen beläuft sich schätzungsweise auf 50 Millionen.

4. Allgemeine Einordnung

Der Roman Krabat ist als Deutschlektüre für die Jahrgangsstufen 6 oder 7 sehr geeignet, da sich mithilfe dieses Buches sehr unterschiedliche sprachliche Fähigkeiten üben lassen: Die einzelnen Kapitel können hervorragend als Übungsmaterial für analytische Aufgaben wie Inhaltsangabe und Personencharakteristik genutzt werden, außerdem bietet der Text äußerst viele Möglichkeiten für kreative Schreibanlässe. Hier zeigen sich die Schüler als besonders motiviert, da die mystische Welt der Mühle ihre Phantasie anregt. Das Buch kann aber auch Ausgangspunkt für weiterführende Recherchen über den Autor, weitere seiner
Werke oder die Krabat-Sage sein.
Zudem bietet Krabat zahlreiche Anknüpfungspunkte für einen fächerübergreifenden Unterricht. Im Fach Musik können das Osterlied und wendische Volkstänze Themen sein, im Geschichtsunterricht sollte der historische Hintergrund (die Zeit des großen Kurfürsten, der sich im Krieg mit den Schweden befindet) ausgehend von Krabats Reise nach Dresden im Kapitel „Vivat Augustus!“ (S. 129–139) erarbeitet werden. Im Fach Erdkunde können die Schüler sich über das Volk der Sorben und Wenden und deren Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg informieren. Diese Aufgabe kann auch von wenigen Schülern, die ein Referat halten, übernommen werden.
Ein Projekt, das sich an die Besprechung des Buches anschließen kann, ist das Umschreiben (einiger Passagen) in ein Theaterstück mit einer anschließenden Aufführung, z. B. an einem „Krabat-Abend“, an dem alle Produkte der Unterrichtsreihe den Eltern vorgestellt werden.

5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten

Das Buch Krabat umfasst 320 Seiten, die sich in drei etwa gleich lange Teile („Das erste Jahr“, „Das zweite Jahr“, „Das dritte Jahr“) gliedern, die jeweils nochmals in etwa zehn Kapitel unterteilt sind.
Die Geschichte des Jungen Krabat wird aus der Sicht eines auktorialen Erzählers berichtet. Die Handlung ist zwar chronologisch, dennoch für die Schüler recht schwierig und komplex. Auf der Mühle passieren anfangs viele Dinge, die weder Krabat noch der Leser einordnen und verstehen kann. Dies bereitet den Schülern zunächst einige Schwierigkeiten, daher sollten sie jeweils einzelne Teile (Jahre) des Buches alleine zuhause lesen, die dann gemeinsam besprochen werden. Auch der Anfang der Handlung sollte in der Klasse gelesen werden, um grundsätzliche Fragen zu klären (Schauplatz und Zeit der Handlung, Krabats Lebensumstände, die Bedeutung von Mühlen in der damaligen Zeit etc.).
Die Sprache des Buches ist, besonders für leseunerfahrene Schüler, zunächst gewöhnungsbedürftig. Am Anfang jeder Stunde sollten die Schüler die Möglichkeit haben, Begriffe zu erfragen; z. B. werden ihnen „das Fuder“ (Wagenladung), „der Korporal“ (Unteroffizier) oder „der Koraktor“ (Zauberbuch bei den Sorben in der Niederlausitz) nicht bekannt sein. Auch an den manchmal komplexen Satzbau und die bisweilen ungewöhnliche Wortstellung („Krabat, ein Junge von vierzehn Jahren damals“, S. 9) müssen sich die ungeübten Leser gewöhnen, was aber schon nach wenigen Seiten keine Probleme mehr verursacht.

6. Didaktische Anregungen

Das Schreiben von Inhaltsangaben
Da die einzelnen Kapitel des Buches übersichtlich sind (maximal zehn Seiten, zumeist deutlich weniger), eignen sie sich sehr gut, um die Aufsatzform der informierenden Inhaltsangabe einzuführen bzw. zu üben. Mithilfe eines Kapitels erarbeitet man eine Inhaltsangabe zunächst gemeinsam. Hierbei lernen die Schüler die sinnvollen Arbeitsschritte zur Erstellung der Inhaltsangabe kennen bzw. wiederholen diese nochmals, indem sie sie z. B. in Partnerarbeit vollziehen und dann jeweils im Plenum besprechen. Diese Arbeitsschritte sind: das Kennzeichen der wichtigsten Textstellen, das Herausschreiben oder andersfarbige Markieren von Schlüsselwörtern sowie die Zusammenstellung der Handlungsschritte.
Nun schreiben die Schüler (als Hausaufgabe) die eigentliche Inhaltsangabe. Zur Festigung der Arbeitsschritte erstellen sie arbeitsteilig Inhaltszusammenfassungen von unterschiedlichen Kapiteln. So könnte man die Besprechung des gesamten zweiten Jahres auf eine Zusammenstellung der neun Texte zu den Kapiteln beschränken. Mithilfe eines sog. „Sesseltanzes“ (jeder Schüler setzt sich auf den Platz eines Mitschülers, wo nur dessen Inhaltsangabe und ein farbiger Stift liegen) korrigieren zunächst Mitschüler die Inhaltsangabe, dann werden einzelne Zusammenfassugen vorgetragen und nochmals besprochen. Die optimierten Texte werden schließlich abgetippt und für alle kopiert, so dass jeder einen Überblick über den Handlungsverlauf hat.
Neben der informierenden kann auch eine werbende Inhaltsangabe geübt werden. Die Schüler erhalten dazu den fiktiven Schreibanlass, dass der Verlag in einem Prospekt einen kurzen Text über ein Kapitel abdrucken möchte, der Lesemotivation und Neugier auf das Buch Krabat schaffen soll.

Die Personencharakteristik am Beispiel des Müllers und des Herrn Gevatter
Sowohl der Müller als auch der Herr Gevatter werden von den Schülern als negativ und unheimlich wahrgenommen, besonders das Verhältnis der beiden ist allerdings für die Schüler sehr schwer zu erfassen. Da es aber für den Ausgang der Handlung von großer Bedeutung ist, muss es im Unterricht genau untersucht werden. Als Einstieg liest man gemeinsam die Seiten 192 f. Der Herr Gevatter hilft in dieser Textstelle dem Gesellen Michal, indem er dem Meister die Anweisung gibt, den Jungen nicht weiter zu schlagen. Die Schüler erzählen zunächst, was in der Szene geschieht, dann sollen sie folgern, was man über das Verhältnis zwischen dem Meister und dem Herrn Gevatter erkennt. Es wird deutlich, dass der Meister unterlegen und abhängig vom Herrn Gevatter sein muss.
Nun sollen die beiden Personen genauer charakterisiert werden. Dies kann arbeitsteilig geschehen. Für die Schüler ist es sicherlich eine Überforderung, wenn sie den gesamten Text nach geeigneten Textstellen hin durchsuchen sollten, deshalb müssen diese vom Lehrer vorgegeben werden. Die Klasse wird in Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe bekommt einen Zettel mit einigen Seitenangaben und die Aufgabe: „Was erfahren wir in euren Textstellen über den Müller/den Herrn Gevatter?“ Die Ergebnisse sollen auf einer Folie festgehalten und der Klasse präsentiert werden. Anschließend schreiben die Schüler die Folien ab und erhalten die Hausaufgabe, eine vollständige Personencharakteristik einer Person zu schreiben. Geeignete Textstellen sind dabei die folgenden: Müller: S. 14 f., 23, 30, 41, 71, 127 f., 131 ff., 161, 182 f., 192 f., 228 f.
Herr Gevatter: S. 40 f., 71, 192 f. Seine äußere Beschreibung erinnert an Mephisto in Goethes Faust, also an den Teufel. Falls die Schüler diese Parallele zum Teufel nicht erkennen, sollte sie unbedingt vom Lehrer ergänzt werden.
In der folgenden Stunde wird dann nochmals genau das Verhältnis der beiden in einem Tafelbild systematisiert: Der Müller und der Herr Gevatter haben einen Pakt, der für den Müller eine Abhängigkeit bedeutet. Der Meister kann nur bestimmen, wer sterben muss, nicht aber, ob jemand stirbt oder nicht. Daher ist er, als er Michal fast erwürgt (S. 193), zu weit gegangen. Letztendlich hat der Herr Gevatter alle Fäden in der Hand. Wenn niemand geopfert wird, muss der Müller sterben. Aus dem Pakt mit dem Tod kommt er nur heraus, wenn er einen Nachfolger stellt.

Die Träume
An mehreren Stellen des Buches werden Träume von Krabat wiedergegeben. In leistungsstarken und selbstständig arbeitenden Klassen können diese in einer arbeitsteiligen Gruppenarbeit behandelt werden. Zu verschiedenen Träumen (S. 30–33; S. 122–124; S. 198–200; S. 276–281) sollen die Gruppen die folgenden Fragen beantworten:

  1. Woran erkennt man, dass es sich in der geschilderten Szene um einen Traum handelt? Unterstreicht die Hinweise im Buch
    und schreibt sie dann (mit Seitenzahl) heraus.
  2. Beschreibe die Situation, in der Krabat diesen Traum hat!
  3. Welche Bedeutung hat der Traum wohl?

Die Schüler notieren die Antworten auf die Fragen auf einer Folie und stellen sie dann in einer kleinen Präsentation vor. Anschließend werden die Träume verglichen. In einem Tafelbild kann dann verdeutlicht werden, dass die Träume den Erkenntnisprozess Krabats zeigen, da sie immer hoffnungsvoller werden und so seine innere Entwicklung deutlich machen.
In schwächeren Klassen kann ein einzelner Traum exemplarisch gemeinsam erarbeitet werden, indem die Schüler die eben genannten Arbeitsfragen zunächst alleine oder mit einem Partner beantworten und die Ergebnisse dann zusammentragen.

Die Liebe zur Kantorka
Für die Schüler ist es verwirrend, dass sich Krabat in eine Stimme, die der Kantorka, verliebt („Er lauschte nur – lauschte zum Dorf hinüber und war wie verzaubert.“, S. 58). Dies könnte man zum Anlass nehmen, um mit den Schülern über das Gefühl des Verliebtseins zu sprechen: Wie verliebt man sich? Was ist das für ein Gefühl? In einer Hausaufgabe können die Schüler die Rechercheaufgabe erhalten, die Begegnungen Krabats mit der Kantorka zusammenzustellen (1. Jahr: Er hört sie singen. 2. Jahr: Er sieht sie. 3. Jahr: Er spricht mit ihr.).


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